Mehrwegsysteme in der Logistik: Innovative Verpackungslösungen mit Potenzial

Mehrwegsysteme in der Logistik schonen nicht nur die Umwelt, sondern können auch langfristig Abläufe optimieren. Erfahren Sie, wie Logistiker nachhaltige Verpackungslösungen in Logistikprozesse integrieren und welche Vorteile Mehrwegbehälter für die Prozesseffizienz haben.

Nahaufnahme von gestapelten Europaletten
Nahaufnahme von gestapelten Europaletten

Mehrwegbehälter für die Logistik statt Abfallberge aus Kartons und Folie: Mithilfe des Konzepts Mehrwegsysteme in der Logistik lässt sich die Vision einer verantwortungsbewussten, ressourcenschonenden Logistik wohlmöglich bald verwirklichen. Denn nachhaltige Praktiken zur Müllvermeidung sind schon lange nicht mehr nur eine Modeerscheinung in hippen Großstadt-Cafés. Der treibende Grund: Allein in Deutschland wurden 2021 nur im Einzel- und Großhandel 19,2 Millionen Tonnen an Verpackungen verwendet. Rund 5,5 Millionen Tonnen davon waren Transportverpackungen, die wiederum zu 68 Prozent aus Papier, Pappe oder Karton bestanden.1 Die zusätzlichen Mengen industriell oder großgewerblich anfallender Verpackungen sind hier noch nicht mitberücksichtigt. Die Verpackungen gelangen nach der Verwendung zwar zu großen Teilen ins Recycling, jede Form der Einwegnutzung hat dennoch einen Effekt auf die Umwelt. 

Viele Logistiker und Hersteller beschäftigen sich in diesem Zusammenhang mit Alternativen, etwa Mehrwegsysteme in der Logistik. Zentrale Fragen, die in dem Zusammenhang aufkommen: Rentiert sich der Umstieg auf die teureren Mehrwegstiegen aus Kunststoff wirklich? Und was haben die verschiedenen Stakeholder abseits der Vorteile für die Umwelt davon? 

Reuse vor Recycling

Die Europäische Union hat bereits seit 1994 immer wieder verstärkt ambitionierte Richtlinien erlassen, um Verpackungsmaterialien einzusparen oder sogar zu vermeiden. Bis Ende 2025 sollen laut der Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) der EU 65 Prozent des Gewichts aller Verpackungsabfälle für eine weitere Nutzung recycelt und wiederverwendet werden, bis Ende 2030 schon 70 Prozent.2 Diese Maßgabe einzuhalten ist nicht nur kostspielig, sondern kann durch zusätzliche Gebühren noch teurer werden, wenn Unternehmen den Auflagen nicht vollständig nachkommen. Dazu kommt, dass Papier, Pappe und Karton in der öffentlichen Wahrnehmung zwar als umweltschonende Alternative gehandelt werden, aber sowohl bei der Herstellung als auch im Recyclingprozess von Pappkartons hohe Energieaufwände nötig sind. Dass der Umstieg auf Pappe langfristig nicht genug ist, spiegelt sich auch in der Abfallhierarchie der EU wider.3 Diese definiert die Priorisierung der Abfallverwertung. „1. Prävention, 2. Wiederverwendung, 3. Stoffliches Recycling, 4. thermische Verwertung, 5. Entsorgung“ ist die Devise und gilt für alle in der Europäischen Union in Umlauf verbindliche Verpackungen, sowohl in Industrie, Handel oder Privathaushalten.  

Bereits aus politischer Sicht ist also der Impuls für den Umstieg auf ein Kreislaufsystem gesetzt, wie die EU es in ihrer aktuellen Verordnung vorsieht. 

Warum Mehrweg mehr kann

Innerhalb eines Kreislaufsystems kommen idealerweise nur Verpackungen in Umlauf, die so stabil und robust sind, dass sie mehrfach verwendet werden können.  

Neben der klassischen Europalette, auf der seit 1961 Güter um die Welt transportiert werden, ist ein Beispiel für standardisierte Mehrwegbehälter für die Logistik die seit 2021 eingesetzte GS1 Smart-Box. Aber auch andere Unternehmen wie der Verpackungsinnovator hey circle haben sich auf die Konzeption und Herstellung von Versand- und Transportverpackungen für Mehrwegsysteme in der Logistik spezialisiert. Dank einheitlicher Abmessungen ermöglichen Mehrwegbehälter Automatisierungslösungen zur Sortierung oder Kommissionierung und können die Effizienz zusätzlich ankurbeln. Vorteilhaft dafür ist es, die Behälter mit Tracking-Technologien wie RFID (Radio-Frequency Identification) oder QR-Codes auszustatten. Auf diese Weise ist nicht nur eine transparente Nachverfolgung möglich, sondern auch Analysen, mithilfe derer sich Logistikprozessen optimieren lassen. 

Um die Mehrwegbehälter der Logistik für eine erneute Verwendung zurückzuführen ist ein ausgeklügeltes Konzept nötig, das den Rücktransport der Behälter reguliert. In vielen Fällen bietet sich ein Pfandsystem an, in dem initial oder nachwirkend ein Pfand fällig wird, der bei Abgabe des Behälters wieder zurückerstattet wird.  

Die Anschaffungskosten für Mehrwegsysteme in der Logistik zahlen sich meist aus, je höher die Umlaufquote ist. Gemäß einer Studie des Fraunhofer-Instituts ist die Voraussetzung dafür, dass Mehrwegbehälter ihr volles Potenzial entfalten, eine hohe Wiedereinsatzquote des Primärrohstoffs. Ideal sei, wenn über 95 Prozent wiederverwendet werden können – was beim Recycling durch den Materialschwund in der Regel nicht erreicht werden kann. Auch hier gilt das Prinzip „Reuse“ vor „Recycling“. Stellt man alle Energie- und Ressourcenaufwände sowie die Lebensdauer der Behälter gegenüber, ergibt sich für die materialstarken Kunststoffbehälter laut Fraunhofer eine bessere Bilanz.

Das können Mehrwegsysteme für die Logistik leisten

Mithilfe von Mehrwegsystemen kommen Unternehmen nicht nur ihrer Verantwortung für die Umwelt nach, sondern profitieren auch von einer Reihe von Vorteilen. Die Benefits im Überblick: 

  • Indem weniger Abfall anfällt, verbessert sich auch der Gesamt-Fußabdruck des Unternehmens. 
  • Die Beschaffung von Mehrwegbehältern ist langfristig günstiger als in Einwegverpackungen mit hohem Recyclinganteil zu investieren. Gebühren bei Nichteinhalten werden vermieden. 
  • Im Vergleich z. B. zu PPP weisen die Mehrweglösungen eine erheblich niedrigere Bruchrate auf. Wenn doch mal etwas beschädigt ist, lassen sie sich reparieren. 
  • Mehrwegverpackungen bieten Waren einen besseren Schutz, da sie robuster sind und auch Nässe besser aushalten. Logistische Prozesse werden so deutlich sauberer abgewickelt als mit Verpackungen aus Pappe, die oft viel Staub hinterlassen. 
  • Auch das Leben der Mehrwegbehälter für die Logistik ist auf eine bestimmte Anzahl von Zyklen begrenzt. Am Ende steht auch hier das Recycling. Wenn die Behälter innerhalb eines Poolsystems in Umlauf sind, ist die letztliche Recyclingquote sehr hoch
  • Mehrwegsysteme in der Logistik können für eine höhere Effizienz sorgen, da sie durch einheitliche Größen, Robustheit und digitales Tracking ideal für Automatisierungsprozesse geeignet sind. 
Darstellung verschiedener Container und Transportboxen von hey circle

Chancen von Mehrweg richtig ausspielen

In welchem Bereich und für welche Produktarten Mehrwegsysteme der Logistik zu mehr Produktivität verhelfen können, ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Am besten gelingt der Einsatz der Mehrwegverpackungen innerhalb eines geschlossenen Systems mit klar definierten Prozessen, Stationen und regelmäßigen Sendungen. 

Von B2C… 

Im B2C-Sektor, insbesondere im E-Commerce, besteht schon jetzt eine große Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen. Besonders im Fashion-Bereich, wo Kunden häufig mehrere Größen oder Farben von Artikeln ordern, sind hohe Retourenquoten vorprogrammiert. Hier können Mehrwegsysteme für die Logistik nicht nur ökologisch vorteilhaft und kosteneffizient sein, sondern auch für den Endkunden Komfort bedeuten. In diesem Fall würde ein Endkunde den Behälter für seine Retoure nutzen und ihn so dem Pool zurückführen. Auch wenn kein Artikel retourniert wird, gibt ein Kunde den Mehrwegbehälter einfach über den nächsten Briefkasten oder die nächste Paketstation ab, anstatt einen Versandkarton nach der ersten Verwendung zu zerreißen und ihn im Papiercontainer zu entsorgen. Hier ist insbesondere die Bereitschaft und auch das Umweltbewusstsein der Endkunden entscheidend für den Erfolg der Mehrwegbehälter für die Logistik. 

…bis B2B 

Die Vorteile des Modells beschränken sich aber nicht auf den Fashion- und E-Commerce-Sektor. So spielen Mehrwegsysteme für Logistik im B2B-Bereich eine zunehmend wichtige Rolle und können in der Intralogistik und bei der Belieferung von Geschäftskunden von Vorteil sein. Unter anderem im Warehousing-Segment von Rhenus hat man bereits Erfahrungen im Handling von Produkten mithilfe der Mehrwegbehälter für die Logistik sammeln können. „Im B2B-Bereich sind wir damit schon sehr lange im Einsatz und haben dort schon sehr viel Erfahrung mit Mehrwegverpackungen. Beispielsweise haben wir mit Thalia ein Kundenprojekt, in dem wir deren Stores mit Mehrwegbehälter-Systemen beliefern. Das ist ein deutlich effizienterer, sauberer und natürlich nachhaltigerer Prozess“, Dominik Schmidt, Head of Sustainability von Rhenus Warehousing Solutions. Bei dieser Art von Projekten ist die Rückführung der Behälter einfacher zu organisieren, da regelmäßige Lieferungen an Filialen oder Geschäftskunden keine aufwendigen Pfandsysteme erfordern. Logistiker können die Behälter selbst zurücktransportieren und dadurch den Logistikprozess effizienter gestalten. Weitere Erfahrungen mit innovativen Verpackungslösungen und Mehrwegsystemen in der Logistik teilt Dominik Schmidt im Podcast Logistics People Talk an der Seite von Dominik Moers, Business Development Manager hey circle. 

„Der Schlüssel für den langfristigen Erfolg von Mehrweg ist, dass es in Zukunft flächendeckende Regularien gibt, die die Vorteile der Mehrwegsysteme aufgreifen und fördern“, so Dominik Schmidt. Gemeinsam mit den Kunden beschäftige man sich schon jetzt verstärkt mit den Möglichkeiten, weitere Mehrweg-Projekte umzusetzen und ihnen mit entsprechender Beratung zur Seite zu stehen. 

Fazit

Die Reduzierung von Verpackungsabfällen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine nachhaltigere Logistik. Gemäß der EU-Devise, Müllvermeidung dem Recycling vorzuziehen, handelt es sich bei Mehrweg um die langfristigste Lösung, den Auflagen und eigenen Ambitionen für mehr Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Aber auch neben den Vorteilen der Mehrwegbehälter für die Logistik unter Nachhaltigkeitsaspekten können Stakeholder von zahlreichen Benefits profitieren, die sich durch den Einsatz ergeben. Wenn sie in den richtigen Bereichen eingesetzt werden, können Mehrwegsysteme in der Logistik schon heute eine kosteneffiziente Lösung sein. Durch ihre Stabilität und Einheitlichkeit sind Mehrwegbehälter prädestiniert für Automatisierungsprozesse und können so für weitere Optimierung im Logistikprozess sorgen.

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1 Quelle: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/abfallpolitik/20220925-_nabu_gvm-transportverpackungen.pdf 

2 Quelle: European Parliament and Council Directive 94/62/EC of 20 December 1994 on packaging and packaging waste (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=celex%3A31994L0062

3 Quelle: Richtlinie 2008/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32008L0098)

4 Quelle: Fraunhofer-Publica: Reusable Plastic Crates vs. Single-Use Cardboard Boxes (https://publica-rest.fraunhofer.de/server/api/core/bitstreams/20b3024c-f4b0-42a5-b7b6-a59a337287f6/content)