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Nachhaltigkeit im multimodalen Transport von Projektgütern: Kosten und Emissionen senken durch intelligente Logistiklösungen

Nachhaltiger Transport ist nicht mehr nur eine Bonusoption für die Logistikbranche - heute verlangen die meisten Branchen von ihren Logistikdienstleistern nachhaltige Transportmittel und ressourcenschonende Maßnahmen. Kristiane Schmidt arbeitet in der Abteilung Sustainable Solutions bei Contargo, einem der führenden Container-Hinterlandlogistik-Netzwerke in Europa. Das Team veröffentlicht alle zwei Jahre einen Nachhaltigkeitsbericht, der die aktuellen Entwicklungen in der Branche beleuchtet, sowie Studien, die die Wirksamkeit implementierter Strategien und das Potenzial neuer Ansätze für einen nachhaltigen Transport untersuchen. Stephan Weddrin ist Projektleiter bei Rhenus Project Logistics, dem Experten für den Transport von schweren und überdimensionalen Gütern. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, Emissionen durch die Optimierung von Lieferketten zu reduzieren. Wir haben beide Experten auf ihrem Gebiet interviewt, um herauszufinden, warum und wie nachhaltige, multimodale Transporte eine wichtige Rolle für die Projektlogistik spielen.

Frau Schmidt, in Ihrem kürzlich erschienenen "Nachhaltigkeitsbericht 2020" haben Sie die Vorteile von multimodalen Transporten gegenüber herkömmlichen reinen Lkw-Ansätzen untersucht. Können Sie uns ein wenig mehr darüber erzählen, was multimodale Transporte sind?

KS: Multimodal bedeutet, dass man verschiedene Transportarten wie Straßen-, Wasser- oder Schienentransporte miteinander kombiniert. Bei Contargo setzen wir auf intermodale Lösungen, genauer gesagt auf den kombinierten Verkehr. Das bedeutet, dass wir unsere Container im Hauptlauf per Bahn, Binnenschiff oder Lkw transportieren. Der Vor- oder Nachlauf zwischen dem Kunden und dem Terminal erfolgt per Lkw.

Herr Weddrin, welche Rolle spielen intermodale Transporte in der Projektlogistik?

SW: Für uns sind intermodale Transporte der neue Standard geworden. Konventionelle Transporte, die sich auf einen einzigen Verkehrsträger konzentrieren, sehen wir in der Projektlogistik selten. Der Einsatz von See- und Binnenschiffen im Hauptlauf hat sich für die meisten Projekte als die effizienteste Transportart erwiesen. Schienentransporte sind zwar aufgrund ihrer Größenbeschränkung weniger verbreitet, aber für Standard-Projektladungen wie z. B. Zubehör definitiv eine interessante Option.

Was ist der Vorteil eines multimodalen Transports gegenüber einem herkömmlichen reinen Lkw-Ansatz, wenn es um Nachhaltigkeit geht?

KS: Neben den Vorteilen wie der Entlastung der Straße und der guten Planbarkeit stehen hier ganz klar die Emissionen im Vordergrund. Jeder Zug kann so viele Container transportieren wie ca. 54 Lkw. Auf diese Weise lassen sich viele Emissionen vermeiden, insbesondere bei bestehenden Oberleitungen. Auf einem Binnenschiff können ca. 190 Container transportiert werden. Aufgrund der großen Kapazität werden derzeit die größten CO2-Einsparungen durch die Verlagerung auf die Wasserstraße und die Schiene erzielt. So ist es möglich, den CO2-Ausstoß um bis zu 63 Prozent im Vergleich zum direkten Lkw-Transport zu reduzieren.

Herr Weddrin, welche Vorteile hat der Transport von schweren und überdimensionalen Gütern über die Wasserstraße gegenüber dem Lkw-Transport?

SW: Zunächst einmal eröffnet es Möglichkeiten, die man mit dem Lkw nicht hat. Es gibt bestimmte Gebiete, die man mit dem Lkw allein nicht erreichen kann. Zweitens ist der Transport auf dem Wasserweg effizienter, da man große Mengen an Fracht auf einem einzigen Binnenschiff zusammenfassen kann. Auf diese Weise können die Gesamtemissionen pro Tonne Ladung deutlich reduziert werden, wie Frau Schmidt bereits erwähnt hat.

Foto: Kristiane Schmidt

Nachhaltigkeit ist oft mit höheren Kosten verbunden. Gilt das auch für den multimodalen Transport?

KS: Ob Nachhaltigkeit teuer ist oder nicht, erkennt man am besten, wenn man sich die Gesamtkosten ansieht. In einem Projekt haben wir zum Beispiel die tatsächlichen Kosten für bedrucktes Papier berechnet. Neben Miete, Wartung und Strom für den Drucker kommen noch die Kosten für das Material und die Arbeitszeit der Mitarbeiter hinzu. Durch die Reduzierung des Papierverbrauchs konnten wir im Jahr 2019 im Vergleich zu 2018 200.000 Euro einsparen. Wenn man sich die Kosten im multimodalen Transport so umfassend anschaut, ist er einfach günstiger als der Transport per Lkw und wird es dank seiner Nachhaltigkeit auch bleiben.

In der Projektlogistik gibt es viele Kosten, die durch den Wechsel des Transportmittels, aber auch durch die Digitalisierung der Transportpapiere und mehr minimiert werden können. Herr Weddrin, welche Anstrengungen hat Ihr Bereich unternommen, um diesen Aspekt der Nachhaltigkeit zu unterstützen?

SW: Die Umstellung auf ein papierloses Unternehmen in den letzten Jahren hat definitiv dazu beigetragen, unseren ökologischen Fußabdruck zu verbessern und damit unsere monetären und nicht-monetären Kosten zu senken. Die größte Kostensenkung sehen wir jedoch bei der Optimierung der Lieferketten. Die Umstellung auf erneuerbare und kohlenstofffreie Kraftstoffe kann hohe monetäre Einstiegshürden haben. Es ist aber bereits jetzt durch die Optimierung der Logistik möglich, sowohl die monetären Kosten als auch die CO2-Emissionen zu senken.  

Frau Schmidt, die Daten in Ihrer Studie basieren auf containerisierter Ladung, aber sind Ihre Erkenntnisse auch auf andere Ladungsarten anwendbar?

KS: Die Berechnung funktioniert auch für andere Ladungsarten. Binnenschiffe bleiben auf dem Weg zum Seehafen nicht im Verkehr stecken und sind in Größe und Gewicht weit weniger eingeschränkt als Lkw. Das bedeutet, dass auch sperrige Güter komplett montiert transportiert werden können. Anstatt das Projekt mühsam mit mehreren Lkw zu transportieren, bietet das Binnenschiff eine einfachere, CO2-sparende Lösung.

Wie sieht für Sie beide die Zukunft der Logistik aus, wenn es um Nachhaltigkeit geht?

KS: Die Zukunft der Logistik liegt eindeutig im multimodalen Transport. Die Warenströme werden weiter zunehmen und damit auch die Anzahl der Transporte, trotz weiterer Effizienzsteigerungen. Der Umstieg auf Alternativen zum Lkw ist sowohl für die Transportkapazitäten als auch für die Reduktion von Emissionen unerlässlich. Der kombinierte Verkehr kann bereits erhebliche Mengen an CO2 einsparen. Der nächste Schritt ist die Dekarbonisierung, die wir bereits in Angriff nehmen. trecken, die im Vorlauf mit dem Lkw zurückgelegt werden, können bereits mit dem Elektro-Lkw bewältigt werden. Aus diesem Grund fahren bereits vier 44-Tonnen-E-Lkw für uns, zwei werden im nächsten Quartal folgen. Auch die Oberleitung (Lkw hängen wie Züge daran) ist eine Option, weshalb wir mit unserem Oberleitungs-Lkw El Fondo an den Tests auf der A5 in Hessen teilnehmen. Das ist natürlich auch eine gute Wahl für den Lkw auf Langstrecken. Durch den Umstieg auf Ökostrom kann die Bahn schnell zum Klimaretter werden. Die Strecken ohne Oberleitung können mit Wasserstoff überbrückt werden. Aber auch die Binnenschifffahrt steht diesen Verkehrsträgern in nichts nach. Eine Umrüstung auf Elektromotoren ist schon heute möglich. Die Energie für den Motor liefern nach wie vor die Euro-6-Lkw-Motoren, die aber in Zukunft problemlos gegen eine Wasserstoff- oder Methanol-Brennstoffzelle ausgetauscht werden können.

SW: Während neue Arten von nachhaltigen Kraftstoffen und kohlenstofffreie Transporte die langfristige Zukunft der Logistik darstellen werden, wird die nahe Zukunft definitiv durch die Optionen bestimmt, die bereits verfügbar sind. Der Schlüssel ist, diese klug und effizient zu nutzen. Deshalb sind wir als Rhenus Project Logistics bestrebt, unseren Kunden die effizientesten Transportmöglichkeiten für ihre Projekte anzubieten.

Foto: Stephan Weddrin

Was würden Sie einem Unternehmen empfehlen, das seine Emissionen für seine Projekttransporte reduzieren möchte?

KS: Über den Tellerrand schauen und Züge und Binnenschiffe in Betracht ziehen. Das ist schon heute nicht nur die klimafreundlichste Lösung, sondern wir können so gemeinsam die Pariser Klimaziele erreichen.

SW: Zögern Sie nicht, darüber nachzudenken, wie Sie Ihren ökologischen Fußabdruck verbessern können. Es gibt Möglichkeiten, die Ihnen schon heute zur Verfügung stehen. Wenn Sie dabei Hilfe brauchen, kontaktieren Sie uns. Gemeinsam können wir einen Weg finden, um nachhaltiger zu werden. Together with Passion!